Ein Riss in einer Mauer, leuchtend und in eine unschöne Zukunft deutend. In den Gassen von Verona wummert das pralle Leben, ungestüme Gefühle schiessen an jeder Ecke hoch, Rivalitäten werden öffentlich, Buhlschaften heimlich ausgetragen. Und Leidenschaft, wohin man schaut: Es wird geküsst, getanzt, bildreich beleidigt, sehnsuchtsvoll gesungen. Es wird gestorben. Die jungen Männer versuchen sich zu behaupten, suchen ihre Stellung in dem angeknacksten Gefüge, kämpfen, trinken, provozieren. Die jungen Frauen dehnen gewitzt und zielstrebig das gesellschaftliche Korsett, suchen ein Schlupfloch aus der aufgezwungenen Ordnung, halten zusammen und träumen sich in ein selbstbestimmtes Leben. Und mitten drin die verzweifelten Liebenden, Romeo und Giulietta, die sich dem Wahnsinn zu entziehen versuchen und doch in eben diesem enden.
Die aktuelle Inszenierung der Theaterwerkstatt überzeugt einmal mehr mit rührigen, lustvollen und starken Schauspielerinnen und Schauspielern (darunter ein Mercutio, der seinesgleichen sucht), rockigen Kostümen, einem modernen und auch etwas dystopischen Bühnenbild. Nicht eine Minute ist lang, Einsatz, Licht, Musik, alles auf den Punkt.