In ihrer Rede an der Eröffnungsfeier setzten sich die beiden Maturandinnen Franziska Schüpbach (G6f) und Marguerite Babusiaux (G6e) mit dem sowohl aktuellen als auch kontroversen Thema von KI auseinander ─ und liessen sich dabei auch prompt die Einleitung von ChatGPT schreiben.
„Der Verdacht kam wohl bei einigen von euch auf, dass wir diese Rede nicht selbst geschrieben haben. Tönt doch eigentlich super: Der Computer schreibt unsere Arbeit in letzter Minute, wir können genug schlafen und erhalten dafür noch eine gute Note!
Keine Angst, liebe Lehrerinnen und Lehrer, so einfach soll es nicht sein. Wir wollen uns ja mit Texten ausdrücken, zu Wort kommen und unsere eigenen Ideen präsentieren.
Was ist jedoch, wenn die heutige Vorstellung der schulischen Arbeit total auf den Kopf gestellt wird? Könnten wir die künstliche Intelligenz gezielt einsetzen, sodass unsere Zeit mehr in den Sinn, den Inhalt und die Struktur, das Ansprechen von Emotionen und das Einbetten von Humor in einen Text fliesst?
Obwohl alle meinen, so etwas ginge von allein, stimmt das so natürlich nicht. Leider muss das meiste erlernt werden. Wir wollen schliesslich höhere Sphären erreichen, die wir ohne die Unterstützung der künstlichen Intelligenz vielleicht nie erreichen könnten. Es ist klar, dass so bald AI hilft, die Anforderungen höhergestellt werden müssen und dementsprechend ein höherer Standard verlangt werden kann. Wir befürchten, dass viele Lehrpersonen und Prüfende die künstliche Intelligenz als eine Bedrohung sehen könnten. Die Angst, dass Schülerinnen und Schüler nicht mehr selbst denken müssen, nicht mehr lernen, selbst einen Text zu schreiben und, und, und ─ all dies ist uns allen bekannt. Wir sind uns gleichzeitig auch sicher, dass Sie als Lehrerinnen und Lehrer sich mehr über eine Arbeit freuen, die inhaltlich überzeugend und klar strukturiert ist und ohne Todsünden der deutschen Sprache auskommt. Dies könnte mithilfe der künstlichen Intelligenz unterstützt werden.
Wir sehen eine grosse Chance darin, dass Lehrer- und Schülerschaft diese Herausforderungen zusammen angehen und zusammen nach konstruktiven Lösungen suchen. So könnten wir diese Bedenken in Chancen umwandeln. Denn wenn das Gegenteil der Fall wäre, wäre es dann nicht so, dass wir uns ein Eigentor schiessen würden? Lehrerinnen und Lehrer sollten die Schülermannschaft so coachen, dass sie näher ans Gegentor gelangt, denn in diesem Gegentor wartet unsere Zukunft auf uns, auf die wir uns in der Schule vorbereiten wollen. In der Zukunft wird der Fokus der Arbeiten hoffentlich noch mehr auf dem Inhalt, dem Sinn und der Struktur beruhen als auf den formelleren Aspekten. Dorthin führen uns verschiedene Tools. Die künstliche Intelligenz ist sicher nur eines davon.
Bei derartigen Diskussionen kommt auch immer die Frage auf, was denn einen Menschen überhaupt ausmacht und was ihn von einer Maschine unterscheidet. Natürlich sind es unsere Emotionen und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, die uns gegenüber KIs einzigartig und unersetzbar machen. Wenn man noch etwas weiterdenkt, vor allem in schulischer Hinsicht, dann ist es auch die Fähigkeit, über unsere Aktionen nachzudenken. Wir können darüber reflektieren, was wir machen und vor allem warum. Diese Reflexionsfähigkeit ist ein Teil, der uns grundlegend von den zurzeit existierenden Maschinen unterscheidet. Allerdings: Leider wird es immer seltener, dass wir Menschen tatsächlich über die Gründe und Konsequenzen unserer Handlungen nachdenken. Vor allem durch das Internet und durch die immer weiter ansteigende Weltbevölkerung haben wir den Eindruck gewonnen, in einem anonymen Raum folgenlos handeln zu können. Aber wir sollten eigentlich unsere Menschlichkeit nutzen und sehen, dass wir nicht wie Maschinen alle gleich gebaut sind und dank unserer Individualität, die in unserer Kultur sehr wichtig ist, nicht unbedingt dem Mainstream folgen müssen, sondern unsere eigenen Entscheidungen treffen sollen.
Um diese Entscheidungen treffen zu können, brauchen wir etwas, das uns ebenfalls von Maschinen abgrenzt: die angeborene Fähigkeit, kreativ zu sein. Zwar können KIs inzwischen auch Bilder malen und Geschichten erzählen, doch sie können noch nicht gänzlich in eine eigen erdachte Welt abtauchen, wie wir es können. Aber von dieser Kreativität kann noch so viel mehr kommen. Wir können durch Kreativität Probleme lösen, Konflikte zur Ruhe bringen und wir können mit Innovation die Welt verändern. Und obwohl KIs noch nicht so kreativ sein können wie wir Menschen, können sie uns in den kreativen Prozessen mit ihrem immensen Wissen unterstützen und so helfen, die Entwicklung voranzutreiben.“