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Theaterwerkstatt: Der Diener zweier Herren

  • 08. November 2023

Die Aula des FGZ ist wieder grosse Bühne: Am 17. November findet die Première der neusten Theaterwerkstatt-Produktion statt.

Aus dem Programmheft:

Der venezianische Kaufmann Pantalone treibt gerade die Verlobung seiner Tochter Clarice mit dem jungen Silvio voran, als der Diener Truffaldino hereinplatzt und seinen Herrn aus Turin ankündigt: Federigo Rasponi. Ein Schock geht durch die Versammelten. Alle glaubten den wohlhabenden Signore Rasponi tot. Ihm war Clarice ursprünglich zur Frau versprochen. Fiel Federigo denn nicht im Kampf? In seiner Kleidung und Identität ist nun tatsächlich dessen Schwester Beatrice Rasponi unterwegs, auf der Suche nach ihrem Geliebten, den sie in Venedig weiss – und sie braucht Geld ...

So beginnt das berühmte Spiel um Verkleidung, Verwechslung und den grossen Hunger auf dem Weg zu drei Hochzeiten nach einem Todesfall. Carlo Goldoni wird oft als Meister der Commedia dell’arte bezeichnet und «Il servitore di due padroni» als ein Bravourstück oder manchmal gar als «Höhepunkt» dieser beschrieben. Doch der italienische Dramatiker wird in der Literatur- und Theaterwissenschaft auch als ihr «Erneuerer» oder gar «Zertrümmerer» beschrieben und auch als derjenige, der die losen Szenarien und Lazzi immer mehr in eine feste literarische Form brachte.

Im Grunde wäre die Handlung tragisch. Man fühlt sich an Shakespeare erinnert: Es gibt eine verbotene Liebe zwischen Beatrice und Florindo. Der Bruder des Mädchens wird ermordet – der Geliebte muss aus der Stadt fliehen, sie liebt ihn dennoch ... Doch der Motor der Handlung scheint bei Goldoni weniger die Liebe als vielmehr Truffaldinos Hunger zu sein. Die Nebenhandlung droht, den eigentlichen Hauptkonflikt der »Amorosi«, der Liebenden (der Tradition gemäss jeweils ein jüngeres und älteres Liebespaar, allesamt ohne Masken) zu dominieren. Dabei ist dieser Hunger eher ein komischer als realer Hunger. Der darbende Diener gleicht einem Comic-Charakter wie Obelix, wodurch es dem Publikum erlaubt ist zu lachen. Die Figurenzeichnung ist übertrieben. Kein Diener wie Truffaldino würde jemals beide Anstellungen behalten. Und hätte Beatrice in einem psychologischen Drama nicht gewiss einen grösseren Konflikt, den Mörder ihres Bruders zu lieben?

Das Stück entwickelt sich nicht im grossen Bogen, sondern von Szene zu Szene, eben so, wie auch Truffaldino von der Hand in den Mund lebt und nicht plant, was morgen sein wird. Er denkt nur daran, dass er jetzt Hunger hat. Die Handlung ist nicht tiefenpsychologisch. Man könnte sagen, dass das auch eine Qualität dieses Stückes ist.

(Judith Niederkofler, Katharina Hintzen, Jörg Zirnstein, Hans-Christian Hegewald, Robert Lang)

 

Tickets und weitere Infos unter

Theaterwerkstatt Freigymi